Mercedes C 450 AMG 4Matic im Test: Voller AMG oder gewöhnliche C-Klasse? (2024)

Frühlingsgefühle, Bombenwetter – schon klar. Doch zuerst muss Markenpolitik gebüffelt werden. Also ganz fix noch mal rein in die riesige Mercedes- Bibliothek: Unglaubliche 17 Modellreihen stehen dort mittlerweile, alle total vollgestapelt, aber fein säuberlich sortiert: erst nach Buchstaben, dann nach Zahlen. Und permanent wird umgebaut, angebaut und weiter ausgenischt. Unten im A-Klasse-Regal räumen sie gerade die neue Shooting-Brake-Ausgabe des CLA ein, oben in der S-Klasse messen Produktplaner aus, ob sich zwischen Coupé und Maybach noch ein Cabrio quetschen lässt. Und an der SUV-Palette hängt ein Schild: Überladen. Einsturzgefahr.

Der Witz: Genau auf Augenhöhe, mitten in der Mittelklasse, dort wo die Sechszylinder-C-Klassen aufhören und die AMG-Sektion noch nicht beginnt, klafft seit Jahren ein Riesenloch.

Und das stopft nun der Mercedes C 450 AMG. Er ist das zweite Mitglied der neuen Sport-Kollektion und wird ganz bestimmt nicht das letzte sein. Jedenfalls hätten sie sonst wohl nicht die komplette Namensordnung umgekrempelt.

Ganz kurz dazu: die AMG, also die reinerbigen, die mit nur zwei Ziffern hinterm Buchstaben, heißen fortan Mercedes-AMG, die Sportmodelle tragen das klangvolle Kürzel – wie bis vor Kurzem noch generell üblich – am Schluss. Merke also: Mercedes-AMG C 63, aber C 450 AMG – Stammtischwissen zum Angeben, falls Sie welches brauchen.

Mercedes C 450 AMG – nur eine aufgebrezelte C-Klasse?

Und auch wenn sich der Schritt sicher rentieren wird – Audi und BMW verdienen sich auf dieselbe Tour schon länger was dazu –, ist er für AMG zunächst einer zurück: Ewig kämpften sie in Affalterbach um die Anerkennung als Hersteller, und jetzt, wo man endlich mit am Tisch sitzt, wenn sie drüben beim Daimler neue Modelle aushecken, fängt man wieder im großen Stil als Tuner an.

Denn im Grunde ist derMercedes C 450 AMG nichts anderes als ein aufgebrezelter C 400: Der V6-Biturbo wird per Ladedruck von 333 auf 367PS hochgedreht, statt 480Nm schieben nun 520 an. Dazu Schweller ringsum, Abrisskanterl, Endrohrblenden, Fußmatten mit Logo-Stick. Das Übliche halt, für 7.600 Euro mehr. Oder wie hatte es das CLK-Bürschle an der Tanke in Waiblingen kommentiert? „Da gehsch' zum Lorinser, die machet dir des elles ginschtiger!“

Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Glücklicherweise. Denn vor allem jenseits der Oberfläche wurde richtig Hand angelegt. Parameterlenkung, Adaptivdämpfer, Siebenstufenautomatik, Allrad – alles ist im Mercedes C 450 AMG griffiger, direkter und agiler abgeschmeckt und serienmäßig. Am Fahrwerk sind die Änderungen sogar konstruktiv. Die Vorderachse bekommt eigene Achsschenkel und Traggelenke, viele Bauteile und die Anbindung wurden versteift, der Negativsturz der Räder vorn wie hinten erhöht.

Kein voller AMG, keine gewöhnliche C-Klasse

Ein vollwertiger AMG wird derMercedes C 450 AMG davon vielleicht nicht – dürfte er gar nicht. Eine ordinäre C-Klasse ist er aber auch nicht mehr. Sein Auftreten, die Machart und diese verblümte Art – ja, er erinnert ein bisschen an die Tage des C 36 und C 43, an damals, als das Techtelmechtel zwischen der C-Klasse und AMG noch um einiges züchtiger war als heutzutage.

Mit anderen Worten: Im Gegensatz zu so einem C 63 S, dem das Testosteron überall aus der Karosse quillt, versprüht es derMercedes C 450 AMG nur in Maßen und nur auf ausdrücklichen Wunsch. In Eco und Comfort bleibt er sogar ganz Mercedes, Sport knöpft ihn etwas auf. Erst mit Sport+ werden seine Absichten dann unmissverständlicher.

Jetzt grummelt er heiser, brabbelt im Schiebebetrieb, röhrt kehlig beim Ausdrehen. Die Lenkung erhöht die Haltekräfte, die Dämpfung die Intensität des Fahrbahnkontakts. Immer wieder meint man den A 45 herauszuspüren: im brottrockenen Abrollen zum Beispiel oder klangfarblich. Doch spätestens der Motor bläst den Gedanken hinfort. Dank des spontanen Laders und seines kurzen Hubs setzt er geschwind zum Hochdrehen an, prustet stürmisch bis in die 6.000er, ehe ihn der Wandler zack zack auf die nächste Stufe lupft. Auch die Zahlen passen: glatte fünf Sekunden auf 100, 34,9 Meter wieder zurück – stumpfes Pedalgefühl hin oder her.

Dennoch: DerMercedes C 450 AMG ist mehr Mercedes als AMG. Hauptberuf Autobahn, linke Spur natürlich, die Prokuristen-Diesel fest im Griff. Zwischendurch eventuell mal über eine Landstraße huschen. Rennstrecke? Nie! Dabei könnte er. Zumindest für zwei Runden – höchstens drei.

Mercedes C 450 AMG weckt Rennfahrergefühle

So lange dauert es in Hockenheim, bis derMercedes C 450 AMG mit seiner frontlastige Balance den Grip von den vorderen Dunlops gerubbelt hat, dann ist's ziemlich vorbei mit der Dynamik. Bis dahin jedoch macht er ganz schön Alarm. Okay, die Karosserie neigt sich zu weit, ansonsten ist alles tipptopp: heckbetonte Kraftverteilung, vollmanueller Schaltmodus. Und auch die Kompromisse, die er als Fast-AMG nunmal schließen muss, schließt er gut: ESP bleibt auch im abgeschalteten Modus aktiv – so will es die Firmenphilosophie. Aber: Es fummelt nicht ständig irgendwo herum. Und das, obwohl sich derMercedes C 450 AMG so sorglos in Kurven wirft.

Im Slalom stiftet die gierige Vorderachse des Mercedes C 450 AMG noch Unruhe, auf der Strecke jedoch macht sie den Unterschied. Keiner seiner Art lenkt so rassig, kein B3, kein S4, kein 335i. Sie sind seine Konkurrenten derzeit. Das heißt: So wirklich ist es nur noch der Alpina. Und auch der braucht einen guten Tag.

Befürchtung: Auch den Mercedes C 450 AMG werden sie ausschlachten. Als T-Modell gibt es ihn schon, ein Coupé folgt sicher. Doch was noch? GLC, VLC, ABC. Motto: Die Nischung macht's!

Fazit

Dass der 450er die Lücke zwischen C und AMG treffen würde, war klar. Dass er sich darin so weit in Richtung Performance traut, eher nicht. Schon auf der Landstraße spürt man sein Selbstvertrauen. Am galligen Einlenken, am rotzigen, etwas beliebigen Klang, am kernigen Motor und an der – in den Sport-Modi – rabiaten Abstimmung. 60 Punkte sammelt er so. Und auch wenn das nun nicht mehr die volle Punktzahl bedeutet, in seiner Leistungsklasse ist es eine echte Ansage.

Technische Daten

Mercedes C 450 AMG 4Matic AMG
Grundpreis60.065 €
Außenmaße4686 x 1810 x 1442 mm
Kofferraumvolumen480 l
Hubraum / Motor2996 cm³ / 6-Zylinder
Leistung270 kW / 367 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h5,0 s
Verbrauch7,6 l/100 km

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Mercedes C 450 AMG 4Matic im Test: Voller AMG oder gewöhnliche C-Klasse? (2024)

FAQs

Ist der c450 ein AMG? ›

Als „günstigeres“ Einstiegsmodell in die AMG-Welt gab es ein Jahr lang den C 450 AMG. Mit einem Basispreis von 59.976 Euro positionierte sich das als Limousine und Kombi erhältliche Sportmodell zwischen dem C 400 und dem C 63 AMG.

Welche Mercedes C ist empfehlenswert? ›

Die Mercedes-Benz C-Klasse der Baureihe (W 205) ist eine glatte Empfehlung für Gebrauchtkäufer. Vom TÜV bekommt der seit 2014 gebaute Typ durchweg sehr gute Note, darüber hinaus kürte der TÜV-Report 2019 den Benz zur besten Mittelklasse.

Was ist der Unterschied zwischen c43 und c450? ›

Der C 450 im Modellvergleich mit dem Nachfolger AMG C 43

Er bringt beiden Sportmodellen der C-Klasse bis zu 270 kW (367 PS) Leistung und 520 Nm Nenndrehmoment. Unterschiede gibt es jedoch beim eingesetzten Getriebe und damit bei den Beschleunigungs- und Verbrauchswerten.

Was bedeutet AMG Line C-Klasse? ›

Zu den Highlights der AMG Line für die C-Klasse zählen u.a. der Diamantgrill mit integriertem Mercedes Benz und Pins in Chrom, der AMG Frontschürze und Heckschürze mit sportlichen Lufteinlässen sowie die Diffusor-Optik mit sichtbar integrierten Endrohrblenden sowie den 18″ AMG Leichtmetallrädern.

Welchen Motor hat der C450? ›

Als attraktiver Einstieg in die Welt von AMG kombiniert der C450 AMG 4MATIC einen 3,0-Liter-V6-Biturbomotor mit 362 PS mit einem permanenten Performance-Allradantrieb und ausgefeilter Fahrwerkstechnologie, die vom Mercedes-AMG C63 übernommen wurde.

Was ist der Unterschied zwischen Benz und AMG? ›

Die Mercedes-AMG GmbH, auch einfach nur AMG genannt, ist eine Tochtergesellschaft der Mercedes-Benz AG und zuständig für stark motorisierte Fahrzeuge des Konzerns. Der Sitz von Mercedes-AMG in Affalterbach liegt ca. 20 km vom Hauptsitz der Mercedes-Benz AG in Stuttgart-Untertürkheim entfernt.

Welche C-Klasse sollte man am besten kaufen? ›

Wenn es darum geht, die beste Mercedes-Benz C-Klasse-Variante auszuwählen, ist es zweifellos der C 220d . Dies ist das Diesel-Einstiegsmodell und wird mit einem 2,0-Liter-Dieselmotor angeboten. Während die höherwertige Dieselvariante ebenfalls einen 2,0-Liter-Motor hat, ist dieser auf deutlich mehr Leistung und Drehmoment ausgelegt.

Welcher C-Klasse Motor ist der Beste? ›

Der beste Motor in der C-Klasse

Für uns gehört ein Diesel in die C-Klasse – egal, ob als Limousine oder T-Modell. Außerdem sollte das Auto automatisch schalten. Am besten mit der 9G-Tronic, die in jüngeren Modellen arbeitet.

Wie lange kann man eine Mercedes C-Klasse fahren? ›

Dabei spiegelt sich der 40 Liter Tank der C-Klasse in der Reichweite wider, die zwischen den drei Modellen stark variiert. Der Mercedes bringt es auf eine Reichweite von 645 Kilometern, liegt damit aber weit unter den 947 Kilometern Reichweite von Audi und den 1.113 Kilometern vom 3er BMW.

Was hat den C450 ersetzt? ›

Der Mercedes-Benz AMG® C 43 (2017) ist der Nachfolger des Mercedes-Benz C 450 AMG® (2016). Obwohl die beiden Autos viele Gemeinsamkeiten aufweisen, hat Mercedes-Benz über die Zahlen im Namen hinaus einige Änderungen vorgenommen, um den C 43 in fast jeder Hinsicht besser zu machen.

Ist der C 43 ein echter AMG? ›

Der Hersteller AMG ist für seine Hochleistungsfahrzeuge aus dem Hause Mercedes Benz bekannt. Bei diesen spielt insbesondere der Motor eine große Rolle und der C43 AMG Motor ist eine beliebte Wahl der C-Klasse Modellreihe. Ein C43 AMG Motor lässt sich in der Modellbaureihe w202, w205 und w206 der C-Klasse auffinden.

Sind alle C 43 Allrad? ›

Ausstattung und Motor: Elektrischer Turbo für den C 43

Neben mehr Leistung bekommt die C-Klasse als 43er-Modell immer eine Allradlenkung spendiert. Auch der Allrad-Antrieb mit einer heckbetonten Momentenverteilung und das Verstellfahrwerk gehören zur Serienausstattung des C 43.

Was ist der Unterschied zwischen AMG und AMG Paket? ›

Die AMG Line erhält einen Diamantgrill und Pins in Chrom und eine silber lackierte Einzellamelle, eine AMG spezifische Frontschütze mit Frontsplitter in Chrom (hochglänzend) sowie eine Heckschürze mit Diffusoroptik.

Ist die Mercedes C-Klasse ein gutes Auto? ›

Die Fahrqualität und das Lenkgefühl der C-Klasse könnten verbessert werden , und Konkurrenten wie der BMW 3er und der Audi A4 bieten ein besseres Fahrverhalten. Aber keines dieser Probleme schmälert das Gesamtgefühl von Qualität und Besonderheit, das der C300 vermittelt.

Welche C-Klasse AMG gibt es? ›

Alle Infos: Mercedes-AMG C-Klasse

Derzeit in drei Leistungsstufen. Alle News, Tests und Infos zum Mercedes-AMG C 43, C 63 und C63 S finden Sie hier.

Welche AMG Mercedes gibt es? ›

Mercedes-AMG Modellübersicht
  • Mercedes-AMG A-Klasse. Gänsehaut garantiert. ...
  • Mercedes-AMG CLA-Klasse. Aufregend emotional. ...
  • Mercedes-AMG C-Klasse. ...
  • Mercedes-AMG E-Klasse Limousine. ...
  • Mercedes-AMG EQE. ...
  • Mercedes-AMG EQS. ...
  • Mercedes-AMG E-Klasse T-Modell. ...
  • Mercedes-AMG GLA.

Welchen Motor hat der a45 AMG? ›

Mercedes AMG A 45 S Kompaktlimousine 4Matic+ Mercedes-AMG S
Testwagen
Hubraum / Verdichtung1991 cm³ / 8,6:1
AufladungAbgasturbolader (2,1 bar)
Leistung310 kW / 421 PS bei 6750 U/min
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